Erziehung, muß das sein?

von Angela Weber - 2002 -
überarbeitet im Juli 2008

Die Erziehung unserer treuen Vierbeiner ist ein heissdiskutiertes Thema, das unter Hundehaltern wie unter "Nichthundehaltern" für reichlich Zündstoff sorgt.

Eine Gebrauchsanweisung für die Erziehung des Haushundes?

Davon finden Sie sicher reichlich, nicht nur im WWW. Auch die Fülle, der am Markt erhältlichen Bücher nimmt gewaltige Ausmaße an. Eines haben eine Vielzahl der Autoren sicherlich gemein: Sie beanspruchen für sich, die Methode schlechthin erfunden zu haben, die es gestattet den Haushund ohne wenn und aber mit Erfolg zu erziehen. Schlimmer noch, wenn hier behauptet wird, diese Methode gelte für jeden Hund. Ohne Ausnahme!
Dabei gab und gibt es für die Hundeerziehung kein Universalrezept - das gilt im Übrigen ja auch für die Erziehung unserer Kinder.
Hunde sind Individuen, die grundsätzlich nicht alle gleich funktionieren. Ein Individuum verlangt eine individuelle Behandlung. Es hat keinen "An-/ Ausschalter" und auch keine "Stufenregelung". Eine Methode, die bei dem einen Hund ausgesprochen erfolgreich war, muß nicht zwangsläufig bei jedem Hund funktionieren. Hier spielen viele Faktoren wie Charakter, Motivation und rassetypische Eigenschaften eine Rolle. Sie werden aus einem Husky ganz sicher nie einen guten Wachhund machen. Leider vergessen Menschen häufig, dass Hunde ursprünglich nicht ihrer Schönheitsmerkmale, sondern ihrer Verhaltensmerkmale wegen selektiert wurden, welche nach wie vor, in allen Rassen mal mehr mal weniger noch vorhanden sind.

Es ist daher wichtig, neben dem Wissen um die Grundprinzipien des Lernens und der Verhaltensentwicklung, die Persönlichkeit und Abstammung des eigenen Hundes gut zu kennen. Mit diesem Wissen ausgestattet, haben Sie einen großen Teil der Werkzeuge, die Sie benötigen, um konstruktiv und artgerecht auf Ihren Hund einzuwirken.

Das Image der Hundehalter

Ein schlecht erzogener Hund wirkt sich negativ auf das Image aller Hunde und deren Halter aus. Ein Hund, der Fußgänger, Jogger oder Fahrradfahrer jagt, ist schlecht erzogen. Ein Hund, der Passanten zur Begrüßung anspringt, ist schlecht erzogen. Ein Hund, der in freundlicher Absicht fremde Menschen ohne deren Einverständnis beschnüffelt, ist schlecht erzogen. Ein Hund, der nicht auf Zuruf kommt, ist schlecht erzogen.
Ein Hund, der schlecht erzogen ist, ist nicht kontrollierbar, und ein Hund der nicht kontrollierbar ist, stellt eine Gefahr dar. So einfach ist das. Daher ist jeder Hundehalter in der Pflicht, seinen Vierbeiner zuverlässig mit artgerechten Methoden zu erziehen.

Ihr Hund wird es Ihnen danken, da er durch Ihre Fürsorge eheblich mehr Freiheiten genießen kann!

Methodenvielfalt

Fast jede Erziehungsmethode hat einen Platz in der Hundeerziehung. Wichtig ist, dass Sie für sich und vor allem für Ihren Hund herausfinden, mit welcher Sie arbeiten wollen. Dabei dürfen Sie auch ohne weiteres vereinbare Methoden miteinander kombinieren. Sie sollten allerdings von der Methode, die Sie anwenden überzeugt sein, andernfalls haben weder Sie noch Ihr Hund etwas davon. Ihr Hund kann sich noch so gut für das Clickertraining eignen; wenn Sie dem jedoch nichts abgewinnen können, werden Sie mit dieser Methode nicht erfolgreich sein. Weshalb soll Ihr Hund etwas ernst nehmen, dass Sie ihm unter Zweifeln an dessen Wirkungsweise und Erfolg beizubringen versuchen?
Lesen Sie soviele Bücher wie möglich, verschaffen Sie sich einen Überblick über die verschiedenen Methoden und scheuen Sie sich nicht, diese kritisch zu hinterfragen.

Besuchen Sie gegebenenfalls eine Hundeschule. Dies empfiehlt sich insbesondere für Hundeanfänger. Nehmen Sie die Hundeschule jedoch genau unter die Lupe. Fragen Sie nach deren Ausbildungsmethoden und erkundigen Sie sich nach der Qualifikation des Trainers. Leider unterliegt keine der selbstgewählten Bezeichnungen für einen Hundetrainer (Kynopädagoge, Hundepsychologe oder einfach Hundetrainer) einem rechtlichen Schutz. Meiden Sie Schulen, die Hunde unter Zwang ausbilden. Inzwischen sollte sich herumgesprochen haben, daß Zwangmaßnahmen keinen dauerhaften Erfolg versprechen.

Der verantwortungsbewußte Hundehalter

Sorgen Sie im Interesse ihres Hundes dafür, dass Ihr vierbeiniger Freund keine fremden Menschen belästigt. Darunter fällt insbesondere, dass keine Jogger oder Fahrradfahrer verfolgt werden. Gegebenenfalls müssen Sie Ihren Hund an die Leine nehmen, um ihn von dieser Unart abzuhalten. Auch wenn Ihr Hund freundlich gesinnt ist: Dies interessiert den erschrockenen oder gar ängstlichen Passanten nicht im geringsten.
Es gehört zum guten Ton, seinen Vierbeiner zur Seite zu führen, sobald sie auf "hundelose" Spaziergänger treffen. Das gilt erst recht, wenn sie mit mehreren Hunden unterwegs sind. Nicht jeder Mensch mag Hunde so gerne wie Sie. Ich erhalte fast immer ein freundliches Kopfnicken zum Dank, wenn ich meine Hunde zur Seite führe und sie absitzen lasse. Das ist zum einen eine Bestätigung für mich, dass das was ich tue richtig ist, zum anderen vermittelt es ein positives Bild von Hunden und ihren Haltern an Nicht-Hundehalter.
Und wie wichtig ein gutes Image für uns Hundefreunde in dieser Zeit ist, dass muss ich - denke ich - nicht betonen.